Eine Pfeifenorgel für die Herz-Jesu-Kapelle Ochsenhausen
Ein paar Monate nach meinem Amtsantritt als Dekanatskirchenmusiker in St. Georg zeigte mir im Januar 2018 Dekan Sigismund F.J. Schänzle die Reiser-Orgel der Krankenhauskapelle in Ochsenhausen. Der Grund: Die elektronisch-analoge „Orgel“ in der Herz-Jesu-Kapelle hat ja schon ein beachtliches Alter, die Störungsanfälligkeit nimmt beständig zu und die externen Lautsprecher haben ihre Funktion längst erfüllt.
Da die historische Gabler-Orgel für den regulären Unterricht (Teilbereichsqualifikation D und C- Ausbildung) nicht zur Verfügung steht, ist ein gutes Übe- und Unterrichtsinstrument im Rahmen meines Dekanatsauftrages in der Herz-Jesu-Kapelle unerlässlich. Die 1973 erbaute Reiser-Orgel in der Krankenhauskapelle ist zwar solide im Stil der 70-Jahre erbaut, würde aber in klanglicher Hinsicht den größeren Raum der Herz-Jesu-Kapelle nicht zufriedenstellend füllen.
Im April 2019 bekam ich vom Direktor der Landesakademie Dr. Klaus Weigele eine weitergeleitete Mail vom Bezirkskantor Peter Ammer aus Nagold.
Dort wurde im ehemaligen Lehrerseminar in Nagold eine Pfeifenorgel (Baujahr 1971) angeboten – gegen eine Spendenquittung bei Selbstabholung. Ich nahm Kontakt mit den Herren Eder und Elter (Lange Grundbesitz in Ulm) auf und merkte bald, dass ich mittlerweile der einzige Interessent war. Das Gebäude wurde umgebaut und das Instrument stand kurz vor dem Abbruch – die Presslufthämmer waren schon in der unmittelbaren Nachbarschaft des Konzertsaales.
Nun galt es, keine Zeit zu verlieren, Dekan S. Schänzle war von Anfang an aufgeschlossen für dieses Projekt, und so fuhr ich am 19. Juni 2019 mit Orgelbaumeister Eduard Wiedenmann (Oberessendorf) nach Nagold, um die Orgel anzuschauen.
Wir sind beide schnell übereingekommen, dass sich der Ab- und neuerliche Aufbau dieses Instrumentes lohnen würde, da die großzügigen Pfeifenmensuren gute klangliche Ergebnisse in unserer Herz-Jesu-Kapelle versprachen. Diese neobarocke Orgel besitzt außerdem ein Zungenregister, (Krummhorn) das viele interessante Klangfarben ermöglicht. Der Kirchengemeinderat hat alsbald sein „Ja“ zu diesem Vorhaben gegeben und am 18./19. Juli erfolgte der Abbau des Instrumentes.
Einige Bilder der Abbauarbeiten (Fotos: Leonhard Ammer, Nagold):
Dank der tatkräftigen Mithilfe von Herrn Leo Ammer und DKM Thomas Fischer (wir waren die „Laufburschen“ vom 2. Stock zum Vorplatz des Gebäudes) war die Orgel am nächsten Mittag im LKW auf dem Weg nach Ochsenhausen. Nach einer Zwischenlagerung wurden die Orgelteile am 15.12. 2020 in die Werkstatt nach Oberessendorf gebracht, in der das Instrument derzeit dem veränderten Standort (geringere Höhe) angepasst wird. Außerdem wird ein Gehäuse hinzugebaut, denn die Orgel war in Nagold in einer Kammer eingebaut.
Am Montag, den 1. Februar 2021 brachte OBM Wiedenmann mit seinen Mitarbeitern die Teile der Weigle-Orgel in die Herz-Jesu-Kapelle. Unter Mithilfe der Herren Hubert Wiest, Christoph Gräter und Thomas Fischer wurden Gehäuseteile und Pfeifen vom Lastwagen auf die Empore gebracht – vielen Dank an dieser Stelle allen Helfern! Ein Hebeaufzug hat die 3 schweren Windladen über die Empore hochgezogen, eine enorme Erleichterung, da der Treppenwinkel zur Empore sehr eng ist.
Inzwischen ist das Orgelgehäuse aufgebaut, die Mechanik eingehängt und die Prospektpfeifen eingesetzt. Seit der 6. Kalenderwoche werden die Holz- und Metallpfeifen eingebaut und intoniert. Die Orgelpfeifen dem Raum anzupassen ist immer eine spannende Aufgabe für den Intonateur. Ich freue mich schon riesig auf das Instrument!
Einige Bilder der Montagearbeiten in der Herz-Jesu-Kapelle (Fotos: Michael Schilling):
Ein Cymbelstern mit gestimmten Schalenglocken auf C wurde von DKM Thomas Fischer gespendet, ferner wurde noch ein Tremulant eingebaut. Die Orgelweihe wird voraussichtlich am 9. Mai (2021) stattfinden.
Disposition (Klangbild) der Orgel
